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Aquaristik für Anfänger - oder eine Wissenschaft für sich



Aquarien wirken beruhigend, sind wie Fernsehen, sind interessant und in ihnen ist immer etwas los. Warum also nicht eins anschaffen, dachte ich mir. Bereits seit vergangenem Sommer stand in meinem Keller nämlich ein 60er-Aquarium, das ich auf dem Flohmarkt für 25 Euro erstanden hatte. Im Winter, wenn man draußen nicht viel anfangen kann, sollte es in Betrieb genommen werden. Die vergangenen beiden verregneten Wochenenden waren ideal dafür. Also gesagt, getan.

Zuerst ging es in einen Knauber-Markt, denn dort sollte es eine große Aquaristik-Abteilung geben. Tatsächlich, man wird fast erschlagen vom Angebot. Was es nicht alles gibt! Hatte ich es mir doch so einfach vorgestellt... Also erst einmal Sand und Kies für den Boden einpacken, dann eine Filteranlage und eine Heizung, damit es den Fischen nicht zu kalt wird. Südamerika sollte das Thema meines ersten Aquariums werden, wie mein Freund mir empfohlen hatte. Schwierig wurde es dann schon bei der Frage, welche Pflanzen denn aus Südamerika stammen. "Alle hier, suchen Sie sich etwas aus", meinte die Verkäuferin und ließ mich völlig ratlos zurück. "Wie viel Pflanzen braucht man denn und wie pflanzt man sie ein?", schwirrte mir durch die Kopf.

Da mich auch mein männlicher Begleiter mit dieser Frage im Stich ließ, suchte ich vier Pflanzen verschiedener Größen aus, die mir gefielen. "Du hast dir die Wasserpest andrehen lassen", hieß es dann bei der Heimkehr von Seiten der besseren Hälfte. "Das ist mal wieder typisch", dachte ich mir, aber freute mich über seine Hilfe. Als Jugendlicher hatte mein Lebenspartner Aquarien und Terrarien gehabt und übernahm mit Eifer die komplette Einrichtung des Aquariums. Nach guten vier Stunden war die Wasser-Welt soweit fertig, dass die Pumpe in Betrieb genommen werden konnte. Ein paar selbst gesammelte Muscheln und Steine dienten zur Deko.

Nun hieß es, eine Woche zu warten, damit sich das Ökosystem einpendeln konnte. In einem Eimer lag schon mal ein Stück Treibholz bereit, dass ich am Strand gefunden hatte. Es sollte gewässert werden, damit es nicht aufschwimmt. Nach drei Tagen fand ich, dass es genug vollgesogen war und legte es vorsichtig auf den Grund des Aquariums. Am nächsten Tag kam eine Freundin und freute sich über den "gemütlichen Anblick". "Wieso gemütlich?", dachte ich und sah die Bescherung. Das dumme Holz hatte das Wasser bräunlich-gelb gefärbt. "Oh je, das muss sofort wieder raus", kam mir in den Sinn. Ich holte das Holz heraus und dann blieb mir nichts anderes übrig, als zwei Drittel des Wassers auszutauschen. Da ich keinen passenden Schlauch fand, schöpfte ich es mühselig - wegen der kleinen Öffnung im Deckel, den ich mich nicht traute, abzunehmen, tassenweise heraus.

Nach unendlicher langer Zeit war das Wasser raus und ich goß neues lauwarmes hinzu. Schließlich sollten am nächsten Tag, einem Freitag, die ersten Fische einziehen. Ich zweifelte ein bisschen wegen des neuen Wassers, beruhigte mich jedoch mit dem Gedanken, dass die Verkäuferin angeboten hatte, das Wasser zu testen, bevor die Fische eingesetzt werden. Also nahm ich brav eine Wasserprobe und wir fuhren wieder in den Knauber-Markt. Die Verkäuferin war wenig begeistert, denn, wie sie mitteilte, werden Wasserproben nur bis 18 Uhr gemacht - es war 18.15 Uhr. Trotzdem erbarmte sie sich und erklärte das Wasser für gut. Lediglich ein Wert war an der unteren Grenze, doch dafür empfahl sie ein bestimmtes Mittel.

Nun ging es ans Aussuchen der Fische. Mein Freund telefonierte und ich stand ein wenig ratlos vor den vielen Aquarien. Erst einmal sollten Fische hinein, die den Boden bewohnen. Panzerwelse hatte mir meine bessere Hälfte empfohlen. Also teilte ich der Verkäuferin meinen Wunsch mit, nachdem ich mir die Tiere angesehen hatte. Mich wunderte noch, dass sie die Welse nicht aus dem Aquarium nahm, in dem ich sie gesehen hatte, aber wollte mich nicht länger damit aufhalten, weil ich schon die Schwarmfische aussuchen wollte. Ich hatte mich schon im Vorfeld gegen die von meinem Freund empfohlenen Neons entschieden. Die waren mir zu langweilig. Aber die Phantomsalmler hatten eine tolle Form. Die wollte ich, zumal mir mein Freund erklärte, dass sie einfach zu halten seien.

"Zehn Stück hätte ich gerne", sagte ich der Verkäuferin, die mit einem Kescher bereitstand. "12", sagte mein Lebensgefährte, der aufgehört hatte, zu telefonieren. "Okay", dachte ich mir, "er muss es wissen", und dann ging es mit drei Panzerwelsen und 12 Phantomsalmlern, in Tüten mit Wasser und dann noch in einer braunen Papiertüte verpackt, zur Kasse. Die Verkäuferin hatte zuvor noch erklärt, dass man die Transportbeutel zehn Minuten auf das Wasser legen sollte, damit sich die Temperatur anpassen könne. Gesagt, getan, die Tüte mit den Welsen schwamm auf der Oberfläche. Dann öffnete ich sie vorsichtig und heraus schwammen längliche Fische mit schwarzen Streifen. "Das sind nie im Leben Panzerwelse. Warum hast du denn nicht aufgepasst?", hörte ich meinen Liebsten sagen. Er identifizierte sie als Schmerlen, weil sie sofort begannen sich mit ihren Mäulern an die Glasscheibe zu heften. "Aber die werden ja viel zu groß", sagte er. Dann kamen die Salmler, die genauso aussahen, wie ich sie haben wollte - "wenigstens etwas", dachte ich mir und fütterte die Tiere erst einmal mit Fisch-Futter.

Am nächsten Tag ging die Diskussion weiter, wie man denn die Schmerlen wieder loswerden könne. Ich weigerte mich, zu glauben, dass die Verkäuferin tatsächlich etwas ganz anderes eingepackt hatte, als gewünscht und forschte im Internet. Dort fand ich meine Fische, sie nennen sich Ohrgitter-Harnisch-Welse. "Also doch Welse", dachte ich mir und entschied mich, dass sie bleiben durften. Aber es fehlte noch ein Kescher und noch etwas für den Filter. Also ging es nun zu "Zoo & Co.". Dort war die Auswahl noch größer und es fand sich ein nettes Mangrovenholz, das keine Wasserverfärbungen macht. Und natürlich fanden sich auch noch ein paar hübsche rosafarbene Panda-Welse, die klein bleiben und wirklich niedlich aussahen. Fünf Stück müssten es schon sein, hatte der Verkäufer gesagt.

Nach weiteren 70 Euro - beim ersten Einkauf waren es 150, beim zweiten 60 Euro gewesen - sollte nun alles perfekt sein. Doch es taten sich Fragen auf wie: Wie füttert man Fische richtig und wie hält man sie gesund? Wie lange lässt man das Licht an? Wie oft und wie muss ich reinigen? Ich las im Internet und bestellte ein Buch "Aquaristik für Anfänger". Und schon war ich frustiert. Hatte ich demnach doch alles falsch gemacht: Zu viele Fische - war mein Freund schuld, ich wollte ja nur zehn -, viel zu früh eingesetzt - die Empfehlung lautete nach zwei bis drei Wochen - und viel zu wenig bedacht. "Oh weh", dachte ich mir und machte mir große Sorgen um die Gesundheit der Fische. Jeden Morgen laufe ich seither zum Aquarium und schaue, ob alle noch leben.

Doch zum Glück können Fische nicht lesen - und sie haben offensichtlich, was sie so brauchen. Denn sie schwimmen munter im glasklaren Wasser umher und freuen sich, wenn ich sie mit Flockenfutter (das ist auch eine Wissenschaft für sich) füttere. Die Pandawelse, die auf Anraten meines Liebsten nun neben dem Kies auch noch ein bisschen feinen Sand zum Buddeln bekommen haben (wo sie sich aber gar nicht aufhalten), mümmeln über den Boden. Für sie habe ich gerade noch sicherheitshalber Gemüse-Tabs gekauft, damit sie auch satt werden. Lediglich die Ohrgitter-Harnisch-Welse sieht man kaum. Sie hocken die meiste Zeit auf irgendwelchen Blättern herum, aber gut geht's scheinbar auch ihnen. Nun hoffen wir mal, dass alles so bleibt.

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