Eigentlich sieht es ganz hübsch aus, wenn es so gelb blüht. Und es ist – im Unterschied zu den sich immer weiter verbreitenden Neophyten wie Bärenklau oder Ambrosia – eine alte heimische Pflanze. Trotzdem ist es gefährlich. Die Rede ist vom Jakobskreuzkraut, das insbesondere Pferdebesitzer fürchten. „Das Jakobskreuzkraut ist überall verbreitet und eine wichtige Futterpflanze“, sagt Klaus Weddeling von der Biologischen Station Eitorf. Der Diplom-Biologe meint damit insbesondere Insekten wie den Jakobskreuzkraut-Bär, eine Schmetterlingsart, die auf der Pflanze lebt und sich deren Gift zunutze macht, um sich selbst vor Fraßfeinden zu schützen. Deswegen ist Weddeling auch dagegen, die Pflanze auszurotten, obwohl sie sich seit 2004 laut der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vermehrt ausbreitet. Erklärt wird das mit der Trockenheit und damit, dass sich die Samen früher in Wildsamenmischungen befanden, die nach Straßenbaumaßnahmen ausgestreut wurden.
Aber die Pflanze hat ihre Tücken, denn im Gegensatz zu Insekten, die keine Leber haben, führt der wiederholte Genuss des Jakobskreuzkrautes bei Warmblütern zu chronischen Leberschäden und damit zum Tod. Das gilt für Pferde ebenso wie für Menschen. Bei einem Pferd reichen 20 Pflanzen im Leben, da das Gift nicht abgebaut wird, sondern sich in der Leber anreichert. Zwar meiden Pferde instinktiv das Kraut – ein Grund warum es sich gerade auf Pferdeweiden besonders gut ausbreiten kann – aber es kann über das Heu in den Organismus der Tiere gelangen. Denn das Jakobskreutzkraut ist im getrockneten Zustand ebenso giftig. Rinder und Schafe scheinen indes weniger anfällig für das Gift des Korbblütlers zu sein, der sich besonders auf extensiv genutzten Weiden, Stilllegungs- und Grünlandflächen, an Wegrändern und Böschungen ausbreitet. Auf nur wenig bewirtschafteten Flächen empfiehlt Weddeling daher eine intensive Grasnarbenpflege, die wiederum den Samen wenig Ansiedlungsmöglichkeiten bietet.
Die Biologische Station hat sogar ein Förderprogramm für die Landwirte aufgelegt, die im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen auf extensiv genutzten Weiden Probleme mit der Ausbreitung der Pflanze bekommen. „Sie erhalten 250 Euro, wenn sie die Pflanze mechanisch entfernen“, sagt Weddeling. Anträge auf Förderung können Landwirte auch beim Rhein-Sieg-Kreis stellen, wenn sie die Pflanze naturschutzgerecht entfernen, wie Bettina Heinrichs-Müller von der Pressestelle sagt. Das heißt also, sie vor der Mahd von Hand auszureißen oder aber die Flächen vor der Blüte im Juni und im Herbst nochmals zu mähen und das Mahdgut etwa in einer Biogasanlage zu entsorgen. Die Landwirtschaftskammer empfiehlt bei starkem Befall sogar Spritzmittel. Wo es sich im Kreisgebiet besonders ausbreitet, kann Heinrichs-Müller nicht sagen, da das nicht dokumentiert wird. „Es ist nicht unsere Aufgabe, eine einheimische Pflanze auszurotten“, sagt sie.
Keine Beachtung findet dabei die Gefahr der Belastung des Honigs durch die Pyrrolizidinalkaloide (PA) von Senecio jacobaea, wie das Kraut mit botanischem Namen heißt. Laut Aussage eines Imkers sei diese allerdings „bei der Menge an Bienenvölkern hier eher verschwindend.“ Anders sehe es aus in Gegenden wie Schleswig-Holstein, wo es ganze Felder des Krautes gebe. Wer im eigenen Garten das Jakobskreuzkraut bekämpfen will, der kann es einfach ausreißen, sollte aber dabei Handschuhe tragen, denn es gibt Hinweise darauf, dass die Toxine auch über die Haut aufgenommen werden.
Info:
Das Jakobskreuzkraut
Seit 2004 tritt das Jakobskreuzkraut, das auch unter dem Namen Jakobsgreiskraut bekannt ist, in Nordrhein-Westfalen verstärkt auf. Im ersten Jahr bildet die Pflanze eine Rosette mit tief geschlitzten Blättern. Von ihrer Pfahlwurzel ausgehend, erstrecken sich zahlreiche Faserwurzeln im Umkreis von 30 Zentimetern.
Im zweiten Jahr wächst der aufrechte Stängel, der sich in der Mitte verzweigt und ab Mitte Juni erscheinen zahlreiche 15 bis 20 Millimeter große goldgelbe Einzelblüten,die bis zu 1,20 Meter hoch werden können. Sie ähneln dem Johanniskraut, das aber ganz andere Blätter hat. Hauptblütezeit ist Juli bis August, woher auch der Name stammt: Jacobi am 25. Juli.
Die Verbreitung der Pflanze erfolgt wie beim Löwenzahn über den Wind, der die Samen verteilt. Eine Pflanze kann, wenn sie regelmäßig geschnitten wird, bis zu acht Jahre alt werden. Lässt man sie ungestört blühen und aussamen, treibt sie im Folgejahr zumeist nicht mehr aus. Zwar ist man dann die Mutterpflanze los, hat aber über den Samen unzählige neue Pflanzen im Garten.
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