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Ozeane als Plastikendlager - Deutschland ist Europameister

So schön - und voller Plastik. Jeder kann es verhindern helfen.


Wer kennt es nicht - die gelbe Tonne oder der gelbe Sack sind ständig voll. Kein Wunder: Deutschland ist Europameister im Plastikverbrauch. Das geht aus einer Greenpeace-Studie hervor. Zwar kommen die Deutschen noch nicht an die Weltmeister im Plastikverbrauch China, Indonesien und weitere asiatische Ländern heran, die ihr Plastik zum großen Teil ins Meer entsorgen, aber innerhalb der EU kommt von Deutschland ein Viertel der europäischen Gesamtmenge. Laut offiziellen Angaben werden 57 Prozent des deutschen Plastikmülls verbrannt, 42 Prozent recycelt und nur ein Prozent deponiert. Der Rest verschwindet im Nirwana. Zwischen unserem Plastikverbrauch und dem Plastikmüll klafft eine Lücke von rund vier Millionen Tonnen pro Jahr, wie Greenpeace ermittelt hat. Wo landet dieses Plastik, wenn es nicht verbrannt oder recycelt wird?

Darum hat Greenpeace für morgen, Samstag, den 19. 3., eine Aktion ins Leben gerufen, bei der Greenpeace-Ehrenamtliche in 62 Städten gegen die zunehmende Vermüllung der Meere demonstrieren. Die Aktivisten präsentieren unter anderem in Hamburg, Köln und Dresden Müll, den sie an Gewässern gesammelt haben. „Wir krempeln die Ärmel hoch als Zeichen für den Meeresschutz“, sagt Sandra Schöttner, Meeresexpertin von Greenpeace. Denn plastik gelangt oft über die Flüsse ins Meer. Dort verrottet es nicht, sondern belastet für mehrere hundert Jahre die Ökosysteme. Plastikmüll treibt in riesigen Müllstrudeln durch die Meere und sammelt sich selbst an entlegenen Stellen wie Tiefseegräben oder der Arktis.

Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr weltweit alleine vom Land aus ins Meer. Dort werden Plastikteile zur tödlichen Falle für viele Meereslebewesen wie Seevögel, Schildkröten oder Delfine: Diese verheddern sich darin und ertrinken – oder verwechseln sie mit Nahrung. Auch im Magen eines der kürzlich an der Nordseeküste gestrandeten Pottwale fanden Wissenschaftler ein Fischernetz. Plastik macht mittlerweile über die Hälfte des Mülls an den Stränden der Nord- und Ostsee aus.

Der Wellengang und die UV-Strahlung zerkleinern den schwimmenden Plastikmüll in mikroskopisch kleine Teilchen – sogenanntes Mikroplastik. Doch auch in Kosmetika steckt Mikroplastik in Form von winzigen Perlen oder Granulaten. Zu klein, um aus unseren Abwässern gefiltert zu werden, gelangen diese über die Flüsse ins Meer. Dort sammeln sich an den Partikeln Umweltschadstoffe, teils in hoher Konzentration. Forscher haben längst Mikroplastik in Plankton, Muscheln und Garnelen nachgewiesen – auch in Nordseefischen wie Makrele, Hering oder Flunder. So landen giftige Plastikabfälle über die Nahrungskette wieder auf unserem Teller.

Verbraucher und Politik können ihren Teil beitragen, denn vielerlei Plastik lässt sich aus unserem Alltag verbannen: an erster Stelle Mikroplastik in Kosmetika, aber auch typisches Wegwerfplastik wie Einwegflaschen, To-Go-Kaffeebecher, Verpackungen oder Einwegtüten. Die Deutschen verwenden beispielsweise pro Jahr 76 Plastiktüten, nicht eingerechnet die dünnen Obst- und Gemüsebeutel. „Viel zu viele. Wir brauchen dringend eine gesetzliche Regelung gegen Einwegtüten – sowie ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie und Händler reichen nicht", so Schrötter. Jeder sollte mitnachen, denn die Umwelt geht jeden an. (ins)

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