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Liebe, Hass, Sexualität und Tod - Völkerball rockt Troisdorf



Der Saal ist in Dunkel gehüllt. Pünktlich um 20.30 Uhr erscheinen rechts und links der Bühne zwei Uhren. „Sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins“ und mit einem Knall öffnet sich der Vorhang und die unerbittliche tiefe und harte Stimme von René Anlauff ertönt. „Rammstein“ singt der Frontmann von Völkerball (https://www.voelkerball.eu) – der Auftakt zu einer zweistündigen Inszenierung aus Lichtshow, Pyroeffekten und Sound. 1100 Zuschauer sind zum dritten Konzert einer der besten Rammstein-Coverbands Deutschlands in die Troisdorfer Stadthalle gekommen. Im Jahr 2008 gegründet, feiert sie in diesem Jahr nach über 500 Shows und mehreren 100 000 Konzertbesuchern mit 60 Konzerten ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum.



Unter ihrem Slogan „99 % Rammstein – 100 % Völkerball“ fesseln die sechs Musiker, die seit 2013 parallel unter dem Namen „Heldmaschine“ (http://www.heldmaschine.de) auch eigene Alben herausbringen, die Zuschauer - in der Regel zwischen 1000 und 3500 - bei den Konzerten. Dabei ist jeweils eine 15-köpfige Crew im Einsatz. Neben dem Sänger, der mit Keyboarder Andreas Schankowski Songs teilweise auch szenisch umsetzt, sind dies die Gitarristen Tobias Kaiser und Björn Müller, der Bassist Tilmann Carbow und der Schlagzeuger Dirk Oechsle, der im Hintergrund hoch oben thront und das Schlagzeug mit vollem Körpereinsatz malträtiert. Beim Song "Haifisch" setzt sich Schankowski sogar in ein Schlauchboot und lässt sich darin auf Händen durch den Saal befördern - und fällt. Kurz vor der Rückkehr auf die Bühne kippt das Boot aufgrund zu weniger Hände, die es tragen, zur Seite. "Das ist das erste Mal in zehn Jahren", kommentiert Anlauff den kleinen Unfall, bei dem der Keyboarder jedoch scheinbar unbeschadet davon gekommen ist.



Richtig harte Arbeit leisten auch die sieben Pryrotechniker, die in Zusammenarbeit mit den beiden Tontechnikern für den präzisen Einsatz von Explosionen, Feuer und Nebel sorgen. Selbst in den hinteren Bereichen der Halle spüren die Zuschauer noch die Hitze des Feuers etwa bei Songs wie „Herzeleid“ oder „Feuer frei“. Mal stehen die Mikrofone in Flammen, mal umrahmen Flammen die Bühne und mal schießt Anlauff gar mit einem Feuerwerfer auf einen großen Kochtopf, in dem der Keyboarder gegart werden soll. Denn der Rammstein-Song „Mein Teil“ thematisiert die Geschichte des als „Kannibalen von Rotenburg“ im Jahr 2001.



Es geht um Schock und Härte in den Texten der „Neuen Deutschen Härte“, wie der Mitte der 1990er Jahre entwickelte Musikstil heißt. In einfacher Reimform werden die Worte extrem betont und das R gerollt, wenn es um Themen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Sexualität, Religion und Tod geht. Gesellschaftliche Entwicklungen wie Sadomasochismus, Nekrophilie, Inzest und Kindesmissbrauch werden mit Signalwirkung überzeichnet dargestellt. Fast schon lyrisch geht es indes bei „Engel“ zu, das letzte Stück der Zugabe, bei der die Pyrotechniker noch einmal alles geben.

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