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Architektur in Köln

Der Traum vom Raum

Baukünstler prägen das Gesicht einer Stadt

Der Mensch ist ständig von Gebäuden umgeben. Damit bestimmt Architektur das alltägliche Leben des Einzelnen viel stärker als Musik, Literatur oder Malerei. Mit ihren einzelnen Bauwerken prägt Architektur das Gesicht jeder Stadt. Das gibt denen, die sie erschaffen, eine gewisse Macht. Im Gegenzug aber werden an sie hohe Anforderungen gestellt. Denn Baugrund in der Stadt ist rar und diesen effizient zu nutzen ist eine davon.


Um dieses Thema geht es auch immer mal wieder bei Kongressen der nordrhein-westfälische Architektenkammer in Köln. Mit Hilfe des Aktionsbündnisses „Allianz für die Fläche“ will die Architektenkammer das Umwelt- und Bauministerium bei der Reduzierung des Flächenverbrauchs in NRW unterstützen. Die Schließung von Baulücken und die Nutzung brachliegender Industrie-Areale ist laut der Architektenkammer, die mit knapp 30.000 Mitgliedern (davon 2732 Architekten in Köln und 613 in Bonn) die größte der 16 Länderkammern ist, der passende Weg. Paradebeispiele hierfür sind städtebauliche Großprojekte wie der Rheinauhafen.

Im Rheinauhafen wurden für alle zu bebauenden Grundstücke europaweit Architekturwettbewerbe ausgeschrieben. Den ersten, der gleichzeitig den Grundstock für seinen Ausbau bildete, gewann kein Kölner, sondern ein Hamburger Büro: Der Entwurf der Architekturbüros BRT ,Bothe Richter Teherani, für die drei Kranhäuser, die Lastenkränen nachempfunden sind, bildete das Rückgrat der Anfang des Jahrtausends begonnenen Umgestaltung des ehemaligen Geländes der Häfen- und Güterverkehr. Auf einer Länge von 1,8 Kilometern entlang des Rheins entstand ein modernes neues Viertel, dessen architektonische Höhepunkte vom Schokoladenmuseum bis zum KAP am Südkai reichen. Hier gehen auf insgesamt 210.000 Quadratmeter Bruttogrundrissfläche Wohnen (30 Prozent), Arbeiten (45 Prozent), Kunst und Kultur (25 Prozent) eine Symbiose ein.


Das südliche Ende

Das gläserne KAP am Südkai, das von KSP Engel und Zimmermann Architekten geplant wurde, machte im südlichen Rheinauhafen den Auftakt. Das Gebäudekonzept beinhaltet im Erdgeschoss die integrierte Nutzung von Büros und einer offenen Showroom-Landschaft. Das 16,50 Meter tiefe Neubau gliedert sich in ein zehngeschossiges Hochhaus mit einem weithin sichtbarem Dachgarten im Süden und einen hieran angrenzenden fünfgeschossigen Flachbau mit einem Staffelgeschoss. Es ist über drei Zugänge erschlossen. In den Obergeschossen reihen sich die Büros um innen liegende farbige Kerne, die Mittelzone bilden Besprechungsräume, allgemeine kommunikative Zonen, Lager und Archivräume.


Vom Lager zum Büroloft

Das Architekturbüro Felder plante das Event Center Rheinauhafen (ECR), ein Bürogebäude direkt neben dem SILO. Aus dem in den 60er Jahren errichteten Lager, dessen Rohbau unangetastet blieb, erschuf Wolfgang Felder auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern transparente Loftbüros mit gläserner Fassade. Das Gebäude verfügt heute über fünf Geschosse, die mit vier bis fünf Meter hohen Decken viel Freiraum bieten. Die neue raumhafte Glasfassade sorgt für eine ausreichende Belichtung, was wegen der Gebäudetiefe eine Herausforderung an den Architekten darstellte.

Das Wahrzeichen des Rheinauhafens

Der Umbau des Wahrzeichen des Rheinauhafens, des gelben „Siebengebirges“, wurde von kister scheithauer gross Architekten und Stadtplaner geplant. Das 1909 durch Hans Verbeek als Speicher errichtete Gebäude war eines der ersten Stahlbetonskelettbauten Deutschlands und stellte mit seiner Gebäudetiefe und den niedrigen Geschoßhöhen eine große Anforderung die die Architekten. Um die Eingriffe in den Denkmalbestand auf ein Minimum zu reduzieren, verzichteten kister scheithauer gross zur Belichtung auf den Einbau von Lichthöfen und schufen offene Grundrissanordnungen sowie innenliegende, gläserne Loggien. Insgesamt entstanden auf acht Ebenen über 130 Wohnungen sowie Gewerbeflächen in der Erdgeschoßzone. Der Kontrast zwischen historischer Kulisse und moderner Ausstattung macht das Siebengebirge heute zu einem Objekt mit Seltenheitswert.


Noch schwieriger war die Umgestaltung des ehemaligen Getreidespeichers, SILO 23 genannt. Die Konstruktion des 1938-39 erbauten turmartigen und fensterlosen Gebäudes enthielt durchlaufende Trichterröhren. „Das Silo sollte wegen seiner Trichterröhren eigentlich abgerissen werden, weil es hieß, man könne damit nichts machen“, erzählt Professor Kister von dem Abriss-Antrag, den er mit Unterstützung eines Statikers in letzter Minute abwendete. Um die Trichter zu entfernen, musste das Gebäude geöffnet werden. Aber anstatt das von oben zu tun und damit den Helm abzunehmen, entschieden sich die Architekten dazu, den Turm von der Seite her aufzubrechen. „Das war bautechnisch sehr spannend“, sagt Professor Kister, der die Trichterröhren bis auf das Erdgeschoss entfernte. Dort im Gastronomiebereich stellt der letzte Betontrichter heute ein Gestaltungselement dar. Insgesamt zogen die Architekten zwölf flexibel nutzbare Bürogeschosse ein, schnitten Fensteröffnungen wurden ein und fassten diese durch konische Betonfertigteile zu einer plastischen Rasterstruktur zusammen. Im Helm fanden fünf Stockwerke Platz, die heute die besten Ausblicke auf den Dom bieten. Insgesamt entstanden im SILO 425 Quadratmeter Bürofläche. Für das Siebengebirge erhielt das im Jahr 1992 aus einem Zusammenschluss Kölner Architekten von Professor Johannes Kister und Reinhard Scheithauer gegründete Büro die Auszeichnung „NRW-wohnt-Preis 2008“.

Bürofläche hinter Ziegeln

Direkt am Ubierring in unmittelbarer Nähe zum Bayenturm gelegen, findet sich das fünfgeschossige Gebäude des Baufeldes 21, das Professor Ulrich Coersmeier als Neubau plante. Die Ziegellochfassade mit den bunten Fenstern und den gläsernen Stirnseiten passt sich an die historischen Bauten der Nachbarschaft an. Der moderne Baukörper beherbergt 5.000 Quadratmeter Büro- und Gewerbefläche, darunter eine Gastronomie zum Platz hin gelegen.


Weitere 15.000 Quadratmeter Bürofläche plante Professor Coersmeier auf dem Baufeld 24 direkt hinter dem Siebengebirge zur Straße hin. Als Pendant zum seinem gegenüberliegenden Klinkerbau ist hier ein klarer, einfacher und ruhig strukturierter Baukörper entstanden. Die fünf Geschosse plus Staffelgeschoss snd in Nord-Süd-Richtung eher gläsern mit einer Pfosten-Riegel-Fassade – und in Ost-West Richtung mit einer Naturstein-Lochfassade gestaltet.


Das Kölner Architekturbüro Gatermann + Schossig war für den Umbau des Hafenamtes und den Bau des Kontors 19 verantwortlich. Das Kontor 19 in direkter Nachbarschaft zu dem denkmalgeschützten Hafenamt und dem Bayenturm bezieht seine Wirkung vor allem aus dem Kontrast zwischen den geschlossenen, eloxierten Aluminiumpanellen und den transparenten Glasfeldern der Fassade. Um die Solitärwirkung des Bayenturms zu respektieren, staffelt sich das oberste Geschoss nach Süden bis zur Kernzone ab. Für diese Arbeit wurde das Architekturbüro im Jahr 2006 mit dem Label „best architects“ ausgezeichnet.


Das denkmalgeschützte Hafenamt, in dem die HGK Häfen-Güterverkehr Köln AG ihren Sitz hat, wurde von den Architekten mit modernen Elementen ergänzt. Das Ensemble aus Hafenamt und angrenzendem Lokschuppen verbanden sie mit einem Bürogebäude, das sich in seiner Gestaltung deutlich vom Altbestand unterscheidet. Ein weiteres sechsgeschossiges Bürogebäude plant das Architekturbüro auf dem Baufeld 10 zwischen den Kranhäusern 1 und Pandion.
In nördlichen Bereich des Rheinauhafens findet sich das Projekt des Kölner Büros JSWD Architekten: die zu einem Wohn- und Geschäftshaus umgestaltete ehemalige Lagerhalle 11. Hier stockten die Architekten auf den Bestand von vier Geschossen zwei Staffelgeschosse neu auf. Auf diese Weise entstanden insgesamt 68 exklusive Wohnungen mit Größen von 68 bis 270 Quadratmetern. Weitere 3.700 Quadratmeter wurden zu Büroflächen und im Erdgeschoss 2.050 Quadratmeter zu Ladenflächen. Auf dem Dach entstand Platz für Dachterrassen.


Wohnen am Rhein – Arbeiten am Hafenbecken

Kompromisslose Architektur zeichnet das Wohn- und Gewerbebauprojekt, die Wohnwerft 18.20, aus. Bei dem Neubau direkt am Rhein spielten die Architekten mit dem Rhythmus aus Baukörper und Luftvolumen. „Den Ausschlag für diese Idee gab ein Containerschiff, das ich sah, als ich den Bauplatz von der anderen Rheinseite aus betrachtete“, beschreibt der Architekt, Diplom-Ingenieur Bernd Römer, die aus einzelnen circa 60 Quadratmeter großen Modulen bestehende Gebäudearchitektur. Aus den versetzten Modulen wiederum entstand die Fassade. So präsentiert sich das zweiteilige Gebäude als ein Ensemble aus vielfach variierten, vor- und zurückspringenden Quadern, die individuelle Wohnlösungen bieten. Während die Rheinseite offen und luftig ist, zeigt sich das Gebäude zur Rückseite mit seiner Lochfassade als geschlossen.


Auf den ersten Blick nüchtern und elegant wirkt das zweiteilige Bürogebäude, das römer partner architektur als Sitz der Kölner Niederlassung der ifb group plante. Im so genannten „Pier 15“ entstanden hinter einer Naturscheinfassade neue Büro-, Arbeits- und Konferenzräume mit Tiefgarage. Die Herausforderung hierbei war die Erfüllung der städtebaulichen Vorgabe, einen großzügigen Durchgang auszusparen. So planten die Architekten zwei separate Baukörper, die über eine Freitreppe erschlossen werden. Die Besonderheit von dem 6000 Quadratmeter umfassenden Bürogebäude ist seine Lage direkt an den Kaimauern des Hafens.


Den dritten Wettbewerb, den das Architekturbüro im Rheinauhafen gewann, ist die Planung für das Baufeld 6. Hier sollen in direkter Nachbarschaft der Kranhäuser und der Halle 22 Wohnungen mit Gewerbeflächen im Erdgeschoß entstehen. Um die künftigen Bewohner gegen die Einblicke aus der (höher liegenden) Nachbarschaft zu schützen, wird die Fassade von verschiebbaren Elementen geglättet. Das oberste Geschoss wird überspannt von einem Bügel als Sichtschutz. „Wir sind stolz, dass wir das dritte Projekt im Rheinauhafen machen“, sagt Bernd Römer, dessen Büro mit 12 Mitarbeitern seinen Sitz im selbst geplanten Bürogebäude im Kunibertsviertel hat.

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