
Nach dem Bierskandal, nun der Weinskandal - Rückstände des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat lassen sich auch in Wein und Traubensaft aus Deutschland nachweisen, wie eine Untersuchung von Greenpeace ergeben hat. Die unabhängige Umweltschutzorganisation hat neun Flaschen Wein und fünf Säfte in Supermärkten gekauft und im Labor untersuchen lassen. Sieben der elf konventionellen Produkte enthielten Rückstände des von der WHO als wahrscheinlich krebserregend eingestuften Totalherbizides. Beide Bio-Weine und der Bio-Saft waren frei von Rückständen. Zwar waren die Rückstände auch in dem herkömmlich hergestellten Wein so gering, dass nicht von einem akuten Risiko auszugehen ist, doch allein die Tatsache, dass sich das Pestizid in so vielen Lebensmitteln nachweisen lässt, lässt aufhorchen. Schließlich gibt es auch umweltfreundliche Alternativen im Anbau, wie Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace, bestätigt.
6000 Tonnen Glyphosat setzten Landwirte in Deutschland von dem weltweit am meisten genutzten Unkrautvernichtungsmittel im Jahr 2012 ein, insgesamt werden pro Jahr 30.000 Tonnen reine Pestizidchemikalie verwendet. Im Weinbau soll Glyphosat den Boden um die Rebstöcke frei von Unkraut halten. Im biologischen Anbau wird dies manuell erledigt, dies ist allerdings aufwendiger, konventionelle Landwirte greifen daher lieber zur Spritze. Und das, obwohl sich 83 Prozent der Bundesbürger gegen die weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat ausgesprochen haben. Ergeben hat das eine repräsentative Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag von Greenpeace. 96 Prozent erklärten sich bereit, mehr für Lebensmittel zu zahlen, wenn diese ohne Glyphosat produziert würden.
Greenpeace fordert die Bundesregierung auf, bei der morgigen womöglich abschließenden Verhandlung zur weiteren Zulassung des Totalherbizids im EU-Berufungsausschuss gegen Glyphosat zu stimmen. In der Regierungskoalition streiten Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und der federführende Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) darüber. Hendricks will den Einsatz von Glyphosat einschränken. Die EU-Kommission will ohne Einschränkung genehmigen. Das Europaparlament hat deutliche Bedenken geäußert. Wenn die Politiker, die von den Bürgern gewählt wurden, sie auch nur annähernd ernst nähmen, wäre das Votum klar. Denn 75 Prozent der für ein Glyphosat-Verbot votierenden Befragten stimmten zu, dass Glyphosat auch dann verboten gehört, wenn es der krebserregende Faktor nicht bestätigt würde - allein schon aus Gründen des Umweltschutzes.
Forsa hat am 20. und 21. Juni bundesweit 1000 Bundesbürger befragt. Dabei stellten die Meinungsforscher auch grundsätzliche Fragen zum Umweltschutz in der Landwirtschaft. Nahezu alle Befragten finden, dass die Landwirtschaft Ressourcen wie Wasser und Böden für künftige Generationen schützen (96 Prozent), sowie Verantwortung für den Erhalt der biologischen Vielfalt übernehmen sollte (93 Prozent). Drei Viertel (74 Prozent) sind der Meinung, dass in der Landwirtschaft keinerlei Pestizide eingesetzt werden sollten. Nur eine Minderheit der Befragten sieht es als Aufgabe der Landwirtschaft, möglichst billige Lebensmittel zu produzieren (38 Prozent). Hingegen sind fast alle Befragten bereit, für eine Erzeugung ohne den Einsatz von Glyphosat mehr zu zahlen.
Kommentare