Wespen – eine Gefahr für Leib und Leben, das ist zumindest der Gedanke, der einem bei diesem Insekt kommt. Allerdings sind es Lebewesen und sie haben ihre Berechtigung in der Natur. Darum sollte man nicht direkt in Panik verfallen, wenn man ein Wespen-Nest entdeckt. Es ist ein wahres Kunstwerk, was die 20 Millimeter große Königin der Deutschen Wespe da fabriziert hat. Dabei bevorzugt sie meistens dunkle Hohlräume, wie etwa eine Sonnenschirmabdeckung. Darunter entdeckten wir am Sonntagabend ein solches kleines papierenes Nest aus vorher abgeknabberten Holzfasern.
Sie haben anfangs fünf bis zehn Zellen in Wabenform und werden von der Königin allein betreut. Sie legt im Frühjahr jeweils ein Ei in die ersten Zellen und befruchtet es mit Spermien aus einer Samentasche, in der sie einen einen Vorrat aus dem letzten Herbst hat. Die daraus entstehenden Larven füttert sie mit einem Brei aus zerkauten Insekten. Durch die von der Königin verströmten Phenomone entwickeln sich aus den Larven unfruchtbare Arbeiterinnen, die alle weiteren Arbeiten am Nest dessen Säuberung und die Brutpflege übernehmen. Die Königin ist dann nur noch mit Eierlegen beschäftigt. Erst im Herbst hemmt sie die Phenomonproduktion, so dass sich neue Königinnen entwickeln können.
Aber so ein Nest ist nicht so schlimm wie man denkt und die Wespen gar nicht so angriffslustig, wenn man sich vorsichtig und mit einem gewissen Abstand bewegt. So entfernten wir vorsichtig die Abdeckung mit einer langen Stange vom Schirm, wobei das Nest ein Stück aufbrach. Dann öffneten wir vorsichtig ganz leicht den Schirm und die verschlossene Kammern mit den Eiern und Larven kamen zum Vorschein. Die Wespen waren natürlich sehr aufgeregt, aber griffen nicht an. Vielmehr waren sie damit beschäftigt, sich um das Nest zu kümmern, das nun frei lag.
Statt es auszuräuchern, zu vernichten oder einen Kammerjäger zu bestellen, ließen wir den Tieren einfach über Nacht Zeit, um am nächsten Morgen zu schauen, ob sie sich zu einer Umsiedlung entschlossen haben. Und tatsächlich: am Vormittag waren bereits alle Larven fort transportiert und nur noch einige verschlossene Kammern übrig. Die Arbeiterinnen waren emsig damit beschäftigt, das Baumaterial abzuschaben, wahrscheinlich um das Niest an einem anderen Ort neu aufzubauen. Wir sahen diverse Transportflüge gen Osten.
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